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Gedichte von Ovidiu Vuia 



  (Übersetzt aus dem rumänischen von Alexander Vuia)



  Aus Erinnerung


Wie lange habe ich mich nicht mehr mit Dir unterhalten - Vater!

Die Zeit vergeht so schnell, wild trennt sie uns.

In meinem Herzen bist Du lebendig, niemand kann mir Dich von dort mehr nehmen,

weder Zeit, noch Jahre. Ich sehe Dich vor mir, einst, streng über Bücher gebeugt

an Deinem Schreibtisch. Wenn Du Deinen Blick erhebst,

spiegeln  sich  in Deinen Augen Wasser und Lichter, weiße Tauben der Güte:  

Niemand kann mir so vortragen, wie Du es gemacht hast.

Und noch heute klingt mir Deine stählerne Stimme in den Ohren,

während Du mir aus „Wo sind unsere Träume“ von Vlahuta vorgelesen hast.

Die Tage sind vergangen, als ob Sie nie gewesen wären.

Jetzt, treffe ich Dich, wenn ich in den Park des Traums hinabsteige...

Du erwartest mich auf derselben Bank, am Ufer des ruhigen Flusses.

In ihm spiegeln sich der Himmel mit weißen Wolken,

und Du erzählst mir von Epiclet, Marc Aurel, von Kant und aus der Bibel.

Wenn ich dann aufwache, alleine, in der Kälte des mich umgebendem Lebens,

ist mir kalt und ich fühle mich krank.

Wenn doch alles nicht so schnell vergangen wäre....

 

In mir bleibst Du lebendig, die Erinnerung frisch,

wie ein Baum in voller Blüte inmitten eines Obstgartens im Frühling

 

1982

 



 

Über Mihais Geburt

2. September 1975, Mitternacht und 20 Minuten


  Ihm wünsche ich heute, dem Kleinen,

      dass er die auf das Buch gefallene Feder

           weiterführen möge,

              und dass er wie sein Großvater sein werde.

        Der Kleine, der Reine,

wie durch ein Zauber, hervorgekommen aus dem Mutterleib,

möge für ihn ein starkes Wesen ausgewählt worden sein,

das den Hindernissen der Zukunft die Stirn bietet.

Sterne aus der Ferne mögen ihm zur Seite stehen

für ein angenehmes Leben. Heute Nacht ist er geboren,

Am  Anfang  des Tages!

Mit Haaren und Augen so schwarz wie die Nacht

Das Wunder, das Wesen, ist in Erfüllung gegangen.

Der Himmel hat sich im Herzen geöffnet und sich geschlossen,

wie das Tor, jenes Tor, mit silbernen Schellen

für Schritte, die ihn vorausahnen lassen, wenn er sich dem Licht nähert,

zart, wie hauchdünnes Pergament.

Aus eins wird zwei, aus Ich ein Uns.

Im Zimmer und in der Kindergrippe sind Gerüche von Vieh und Stroh

Die heilige Ölung, die Hochzeit des jungen Prinzen,

Page vom Paradies

Sein Name: Mihai

 



 

MIHAI


 

Du riechst nach frischen Blättern der Pfingstblume,

die sich aus dem Himmel auf uns herabgesenkt haben,

mögest Du auf dem Pfad der Zeit

noch nie gegangene Wege beschreiten.

  Du lässt Deinen Blick schweifen,

verwundert von all den Dingen um Dich herum;

Dein Gang ist noch so sanft und rein,

wie ein Flug der Engel im Paradies.

 

Ein Lächeln, das auf Deinem Gesicht erblüht ist,

so rein wie die Lilie, erstrahlt unsere Zimmer,

Es ist wie der erste Strahl des Frühlings, der in die

verstorbenen Seelen, auf die vereisten Landschaften fällt.

 

Dieser löscht die Trauer des biblischen Iov,

Scharaden, Gesang, Fauna und Flora,

das düstere und dunkle Dekor.

Jetzt kommst Du, ein Anfang, eine Morgenröte.

1975

 



Die erste Untersuchung


   

Neugierig bestaunst du die Welt um dich herum.

Aus der Dunkelheit, aus der Du gekommen bist.

Dir erscheint alles leuchtend und rein,

mit einem Rand aus poliertem Gold.

 

Du neigst die Blicke zu den Dingen,

Ich kann in deinen Augen tiefe Verwunderung erkennen.

Wenn die Gestalten aus kühlen Schatten

Sich die Kleidung dieser anziehen.

 

Du möchtest, dass Dein Händchen,

erblüht wie eine Lotusblume, jedem einen Kuss gibt,

aber später fallen die stummen Flügel

Deiner Gestik, die gebrochen und unerfüllt ist:

  - Denn für Dich ist das Leben jetzt ein Traum -

Ein Wesen mit dem Geruch vom Himmel und vom Paradies.

 

1975

 

 

 



Unschuld


 

Woher ich gekommen bin, weiß ich nicht,

aber dass ich eines Tages neben Euch erwacht bin,

mit einem unruhigen und lebendigen Körper,

geboren aus dem blutigen Wasser und Blättern.

 

Ich bin weich wie der Ton zum modellieren

Und der kleine Gang, aufgehalten in der Binde;

Ich errate beinahe den Faden des Lichts,

der sanft und wie auf Zehenspitzen  in das Haus schleicht.

 

Fern sehe ich erleuchtet eine türkise Kugel

Gefallen auf die unteren aschgrauen Schatten.

Ich möchte die Robe aus Samt anfassen

Und deine Schritte, wenn Sie neben mir stehen bleiben werden.

- Das ganze Universum ein Spiel des Falbalas –

In dem mein Leben gefangen ist.

 

1975

 



 

 

BUBU


 

Mein liebes Kind,

Mir läutet deine winzige Stimme in der Seele

Wie ein Schwarm voller Glocken.

Das ungeheuerliche Schlagen dieser,

ist das einzige Licht, das mir geblieben ist.

 Der Pfad meines Lebens ist erblüht,

wie die Wiesen des Frühlings

aus dem Boden der Stille,

wie eine Kette reihen sich Wolken am Himmel.

 

Du hast mich von neuem gelehrt,

mich vor den Geheimnissen der Welt zu verneigen,

und den ganzen Schmerz der Menschen

in die Gruft der Vergessenheit zu verschließen.

  Hand in Hand umfasst

Mögen wir auf den blauen Stegen gehen,

In dem riesigen Gewölbe möge uns

Zur Mittagsstunde die Herrscherin für Jahrhunderte begegnen.

 

Und ich wünsche Dir, dass Du neben Dir,

wie einen scheuen Schatten, meine Liebe spürst.

Niemals möge Dir das Leben sinnlos erscheinen,

sondern möge Dein Flug Dich hin zum höchsten Gipfel erheben.

 

Und wenn ich eingeschlafen sein werde, unter dem Arm der Buche,

und nur noch ein Traum auf deinem leichten Wegen sein werde:

Dann bleibe nicht stehen am Ufer des dunklen Sees,

sondern gehe weiter, mein liebes Kind.

1976

 



 

Der Instinkt der Liebe

Meinem Sohn Alexandru


 

 

Du warst nicht größer als eine Handvoll Licht,

Aber Deine Seele zeigte sich durstig

Nach einem Tropfen Zärtlichkeit.

Obwohl Du die Sprache der Menschen noch nicht kanntest,

Spürtest Du mit Deinem Herzen

Den Zauber um Dich herum.

 

 

  Das Leben hat uns entfernt

Und hat fast jedes unserer Treffen vergessen.

Ich habe nicht gesehen, wie Du gewachsen bist

Und angefangen hast zu gehen.

Aus der Entfernung konnte ich in Deinen Augen

Tiefe Traurigkeit erraten,

Schatten der aus dem Paradies gefallenen Engel.

 

  Eines Tages fanden wir uns nebeneinander sitzend;

Ich, von Gedanken getrübt,

Du, wie ein Bote eines reinen und unberührten Lebens

Voll mit Liedern und Spielen.

 

Und dann, plötzlich, fühlte ich, wie sich dein Kopf 

In meine Hände stürzte,

      Sich darauf legte, sich Zärtlichkeit erbittend.

Du warst wie ein Vogel des Himmels,

Der, im Flaum der Morgenröte,

Sein Nest gefunden hat.

                                               

  Du hast mir beigebracht was Liebe ist,

was die wahre Liebe bedeutet,

der Durst nach Ewigkeit.

Du, eine Handvoll Licht.

 

  1979

 



 

Erinnerung


 

Auf Mihai schauend , wie er spielt,

erinnere ich mich an das Kind in mir - von einst,

noch die mütterliche Zärtlichkeit spürend,

beschützt vor Sonne und Wind, wie unter dem Himmelszelt.

 

Dieselben Augen: die finsteren Quellen, entzünden auf ihrem Gesicht

den Abendstern und die Sterne des Morgens.

Und ein Lächeln, wie ein bunter Schmetterling,

schüttelt das Silber von den Flügeln

in die geöffneten Blüten, wie in die geöffneten Hände von Engeln.

Weiße Läufe und der Tanz von Donatellos Kindern.

Schneefälle von in goldenen Blütenstaub gewälzten Knospen

aus einem Obstgartens des Frühlings.

 

Im gebrochenem Antlitz , auf dem matten Spiegel

findest Du keinen Weg mehr des früheren Lebens.

Deine Seele steht kniend unter einer Ikone der Frau,

die einen Säugling in den Händen hält.

 

Durch die Dämpfe der vergifteten Tränen

- Morgentau eines neuen Märzens –

denke ich im Wahn an das Kind in mir - von einst,

auf Mihai schauend, wie er spielt.

 

1980